Abschaltung Tihange 2 sicher verlaufen

Zweiter von sieben belgischen Atomreaktoren dauerhaft abgeschaltet

In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar wurde der Kernreaktor Tihange 2 endgültig abgeschaltet. Nach Doel 3 im September 2022 ist dies der zweite der sieben belgischen Kernreaktoren, der keinen Strom mehr produzieren wird. Die endgültige Abschaltung wurde von der Föderalagentur für Nuklearkontrolle (FANK) beaufsichtigt und verlief sicher.

          

Audrey Hermans und Cédric Nazé sind Nuklearinspektoren der FANK, die die Sicherheit am Standort Tihange überwachen. Sie waren gestern Abend vor Ort, als der Reaktor abgeschaltet wurde: „Die endgültige Abstellung von Tihange 2 verlief wie eine normale Abschaltung zu Wartungszwecken. Auf einer emotionalen Ebene war es jedoch eine ganz besondere Abschaltung für den Standort Tihange, da sie das Ende des 40-jährigen Betriebs von Reaktor 2 einläutete. Alles verlief reibungslos, die Verfahren wurden korrekt befolgt und der Reaktor wurde sicher abgeschaltet. Die FANK und ihre technische Tochtergesellschaft Bel V werden nun die beiden anderen in Betrieb befindlichen Reaktoren am Standort sowie die vorbereitenden Aktivitäten für den Abbau von Tihange 2 überwachen.“

Vor sechs Monaten hat ENGIE Electrabel bei der FANK eine sogenannte Stilllegungsmeldung eingereicht. Darin werden die Arbeiten beschrieben, die zur Vorbereitung des Abbaus durchgeführt werden sollen. Der Abbau von Kernreaktoren ist neu für unser Land und stellt eine große Herausforderung dar. Belgien hat jedoch bereits Erfahrung mit dem Abbau anderer Nuklearanlagen, darunter die ehemaligen Standorte FBFC International und Belgonucleaire sowie die Forschungsreaktoren Thetis (UGent) und BR3 (SCK CEN). Der Abbau von Kernreaktoren ist natürlich eine ganz andere Sache, doch die FANK hat sich seit Jahren gründlich darauf vorbereitet.

Sicherheitsaspekte

Der verbrauchte Spaltstoff macht mehr als 99 % des radiologischen Inventars eines Kernkraftwerks aus. Daher sinkt das radiologische Risiko für die Umwelt ab dem Zeitpunkt, an dem der Reaktor abgeschaltet und der verbrauchte Spaltstoff aus dem Reaktorbehälter entfernt wird, erheblich. Anschließend wird der Spaltstoff in den Spaltstoffdocks zwischengelagert und gekühlt. Eine zweite wichtige Risikominderung erfolgt während des eigentlichen Abbauprozesses, wenn hochradioaktive Materialien – wie die inneren Teile des Reaktorbehälters – entfernt werden.

Die FANK überwacht die Sicherheit während des gesamten Stilllegungs- und Abbauprozesses. Sie führt sowohl Sicherheitsanalysen als auch Inspektionen vor Ort durch. Die Abbaugenehmigung ist das wichtigste Kontrollinstrument. Während des Genehmigungsverfahrens wird nämlich jede geplante Operation einer Risikoanalyse und Folgenabschätzung unterzogen. Anschließend wird auch vor Ort überprüft, ob die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen den Erwartungen entsprechen.


Nächste Schritte

Zwischen der Abschaltung der Anlage und der Veröffentlichung der Abbaugenehmigung liegt ein Übergangszeitraum, die so genannte „Nachbetriebsphase“. Diese Phase wird für Tihange 2 voraussichtlich etwa vier Jahre dauern. Während der Nachbetriebsphase wird ENGIE Electrabel weiterhin unter seiner Betriebsgenehmigung arbeiten. Mit der Genehmigung der Abschaltungsmeldung erteilt die FANK das Einverständnis, mit den Vorbereitungen für den Abbau zu beginnen. Für alle tatsächlichen Abbauarbeiten muss ENGIE Electrabel seine Abbaugenehmigung abwarten. Gebäude auf dem Gelände, die nichts mit den nuklearen Aktivitäten zu tun haben, wie z. B. Verwaltungsgebäude, können natürlich auch früher abgerissen werden.

Ausgehend von vergleichbaren Projekten im Ausland wird die Abbauphase voraussichtlich etwa 15 Jahre dauern. Nach dem Abbau der verschiedenen Reaktoren am Standort Tihange prüft die FANK, ob der Standort vollständig frei von radioaktiver Kontamination ist, sodass er freigegeben und möglicherweise für andere Zwecke genutzt werden kann.


Weitere Informationen: Einstellung der Aktivitäten und Rückbau der belgischen Kernkraftwerke