Die Qualität kritischer Rohrleitungen, wie z. B. Gasleitungen und unter Druck stehende Leitungen, wird regelmäßig mit verschiedenen Inspektionstechniken überprüft. Eine dieser Techniken ist die Gammagrafie, bei der die Strahlung einer radioaktiven Quelle genutzt wird, um unter anderem ein radiografisches Bild der Schweißnähte in den Rohren zu erhalten.
Am 5. Mai 2022 war ein Subunternehmer kurzzeitig der Strahlung der Strahlenquelle ausgesetzt, die bei der gammagrafischen Untersuchung eines geschweißten Rohrs auf dem Gelände eines petrochemischen Unternehmens verwendet wurde. Die Strahlendosis des Mitarbeiters lag unter den behördlichen Referenzwerten und es wurden keine direkten Auswirkungen auf den Mitarbeiter festgestellt. Die Bevölkerung war zu keinem Zeitpunkt einer Strahlung ausgesetzt, und die verwendete Quelle blieb völlig intakt. Es bestand also keine Gefahr für Mensch und Umwelt.
Am 10. Mai 2022 besuchten zwei Nuklearinspektoren der FANC die Anlage, um die Ereignisse zu rekonstruieren und einen Aktionsplan zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft zu erstellen. Die Analyse ergab, dass der Vorfall auf menschliches Versagen zurückzuführen war. Der Unterauftragnehmer hatte nicht alle vorgeschriebenen Sicherheitsverfahren eingehalten. Die FANC stuft diesen Vorfall auf Stufe 2 der INES-Skala (International Nuclear and Radiological Event Scale) ein, da ein Mitarbeiter ionisierender Strahlung ausgesetzt war.